Berliner Präventionstag 2025

Unter dem Motto „Digitaler Raum und Gewalt“ wurde eine wichtige Plattform für Fachkräfte aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft, Sicherheitsbehörden, Plattformen und Verwaltung geboten.

Zwischen Männlichkeitskrise und Online-Radikalisierung

Auf Anfrage der Senatsverwaltung für Inneres und Sport sowie der Landeskommission Berlin gegen Gewalt hielt Klara Ehrmann im Rahmen ihrer Tätigkeit des Medienkompetenzzentrums Friedrichshain-Kreuzberg einen Input zum Thema „Mannosphäre und Incel-Culture“. Der Vortrag skizzierte zentrale Dynamiken der Mannosphäre, erläuterte Ideologie und Selbstverständnis der Incel-Community und zeigte auf, wie Incels auf externe Hilfe- und Unterstützungsangebote reagieren. Für BITS 21 war es eine wichtige Gelegenheit, um das Thema der Mannosphäre an eine breite Fachöffentlichkeit heranzutragen und einen Beitrag zur wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit antifeministischen Haltungen im Netz beizutragen.

Credits: Berliner Präventionstag
Credits: Berliner Präventionstag

Die Mannosphäre

Die Mannosphäre speist sich aus dem Gefühl vieler Männer, durch feministische Fortschritte Kontrolle, Status und vermeintlich angestammte Privilegien zu verlieren. Diese gekränkte Männlichkeit äußert sich in Misogynie, der Abwertung weiblicher Selbstbestimmung sowie der Suche nach digitalen Räumen, die traditionelle Machtansprüche bestätigen.

In diesen Communities entstehen Ideologien, die alte Rollenbilder reproduzieren, gesellschaftlichen Wandel abwerten und online zunehmend Radikalisierungspotenziale entfalten.
Zur Mannosphäre gehören u. a. Pick-Up-Artists (PUAs), Männerrechtsbewegungen (MRAs), Men Going Their Own Way (MGTOWs), Redpill-Ideologen sowie Incels. Die Grenzen zwischen den Gruppen sind fließend.

Die Pillen Ideologie

Die Pillenideologie bildet ein zentrales ideologisches Gerüst der Mannosphäre. Die Redpill wird als „Erwachen“ aus einer angeblichen gesellschaftlichen Täuschung verstanden. Sie behauptet, Feminismus diene als Strategie weiblicher Kontrolle und bedrohe männliche Autonomie. Redpill-Narrative reproduzieren die Vorstellung, Frauen handelten manipulativ, hypergam und biologisch determiniert – ein Weltbild, das männliche Dominanz legitimieren soll. Aus der Redpill entwickelte sich die deutlich radikalere Blackpill, die vor allem in Incel-Foren eine zentrale Rolle spielt. Sie erklärt sexuelle und soziale Ungleichheit als genetisch vorbestimmt und unveränderbar. Selbstoptimierung oder Beratung gelten als sinnlos; der eigene Status wird als biologisches Schicksal interpretiert.

Credits: Berliner Präventionstag